Kapitel 18 – Christchurch & Umgebung

Auf dem Weg zu unserem letzten Stopp und letztendlich dem Ort, von dem wir das Land wieder Richtung Heimat verlassen wollten, lagen noch einige Orte, welche wir unbedingt sehen wollten. Wir fuhren also erstmal ein wenig nach Norden an Christchurch vorbei um nach Kaikoura zu gelangen. Von dort aus fuhren wir wieder etwas nach Süden an Christchurch vorbei um uns Akaroa anzusehen. Danach sollten wir noch genug Zeit haben um die größte Stadt der Südinsel zu erkunden und unsere Angelegenheiten zu regeln, bevor eine lange und unglaubliche Reise letztendlich zu Ende ging.

Kaikoura

Über Kaikoura gibt es von uns mengenmäßig nicht unbedingt viel zu berichten. Allerdings habe ich es hier geschafft einen Kindheitstraum wahr werden zu lassen und habe zum ersten Mal in meinem Leben einen echten freilebenden Wal gesehen. Die Küste vor Kaikoura bietet optimale Bedingungen für die Pottwale nach Nahrung zu tauchen und einen großen Teil ihres Lebens dort zu verbringen. Kaikoura ist allerdings auch für etwas anderes bekannt. Zum einen besteht der Name quasi aus den Maori-Wörtern für „Mahl“ und „Languste“. Dementsprechend wird hier viel Fischerei nach den schmackhaften Krebstieren betrieben und man findet auch das ein oder andere Restaurant. In den Nachrichten war Kaikoura in Europa allerdings wegen des großen Erdbebens vom November 2016. Und die Auswirkung dieses Bebens konnte man selbst eineinhalb Jahre später noch deutlich sehen. Ganze Straßenzüge waren immer noch nicht befahrbar und auch auf der Strecke, auf der wir in die Stadt kamen, waren abgerutschte Böschungen und Abhänge zu beobachten. Wir erfuhren, dass sich der Hafen in Kaikoura angehoben hatte und jetzt aufwendig ausgebaggert werden musste, um eine uneingeschränkte Nutzung zu gewährleisten. Wir unterhielten uns auch mit einigen Einheimischen über das Beben und uns war ziemlich schnell klar, dass wir sowas am Liebsten nie erleben wollten.

Die Küstenlandschaft von Kaikoura ist allerdings auch sehr eindrucksvoll, da hier die hohen Berge der Kaikoura-Range fast direkt bis ans Meer heranragen. Von einem kleinen Aussichtspunkt auf der Halbinsel Kaikoura, hatten wir einen fabelhaften Blick auf die Bucht und einen super Platz für ein kleines Frühstückspicknick gefunden. Die Bucht mit den Bergen im Hintergrund hat aber auch in der Abenddämmerung so ihre Momente.

Pottwale

Wir waren aber nicht nach Kaikoura gekommen, um die Auswirkungen des Erdbebens zu sehen. Wir wollten Wale beobachten. Der Übergang zwischen einem Kontinent und dem Ozean, ist aus geologischer Sicht nicht unbedingt immer die Küste. Die Kontinentalgrenze verläuft in vielen Fällen einige Kilometer vor der Küste. Dadurch entsteht ein flacher Bereich des Ozeans, den wir auch als Schelfmeer bezeichnen. An der Kontinentalkante kann die Wassertiefe dann plötzlich von mehreren hundert Metern auf mehrere tausend Meter absinken. In Kaikoura befindet sich diese Grenze nur wenige Kilometer von der Küste entfernt, was dazu führt, dass sich hier maritimes Tiefseeleben ganz in der Nähe zum Festland finden lässt. Perfekte Jagdgründe für Pottwale, die gerne in Tiefen von über 1000 Metern vorstoßen, wo sie Jagd auf Tintenfische machen, darunter auch sehr große Kopffüßer, wie die Riesenkalmare. Da hier also vor allem die männlichen Tiere ihre Tage mit der Futtersuche so nah an der Küste verbringen, ist es gar nicht so schwer welche während ihrer Atempause an der Oberfläche zu sichten. Und wir hatten gleich zweimal Glück und konnten einige wunderschöne Aufnahmen machen. Ich kann euch sagen, das war einer der bewegendsten Momente in meinem ganzen Leben.

Akaroa

Auf dem Weg nach Christchurch, der letzten großen Station unserer Reise und der Stadt, von der aus letztendlich unser Flug zurück nach Europa gehen sollte, machten wir noch einen kleinen Zwischenstop. Denn nur ein wenig südlich von Christchurch liegt die Banks Halbinsel. Auf der Halbinsel befindet sich Akaroa, ein traumhaft schöner Ort, wenn auch etwas seltsam. Denn entstanden ist die Halbinsel durch vulkanische Aktivität. Auf dem Sattelitenbild lassen sich zumindest sehr deutlich die Krater von Akaroa und Lyttelton erkennen, die heutzutage zu sehr großen Naturhäfen geworden sind. Gerade wenn man die Straße am Kraterrand entlang fährt kann man den Vulkan erahnen, der hier einst brodelte. In Akaroa selbst merkt man ganz eindeutig den französischen Einfluss. Brasserien, französische Flaggen und auch in der Architektur und den Straßennamen kann man diesen Einfluss sehen. Als Ferienort ist Akaroa auch bei den Kiwis sehr beliebt. Der Naturhafen bietet einige gute Wassersportmöglichkeiten und außerdem findet man sehr häufig Pinguine und die kleinen Hector’s Delfine in der Bucht. Wir waren gekommen, um Delfine zu sehen und mieteten uns ein Kayak für einen Tag und wollten so auf eigene Faust das Gebiet erkunden. Wir hielten nicht viel von den Touristen-Booten, die den Delfinen teilweise doch sehr ungestüm auf die Pelle rückten. Also paddelten wir von Akaroa aus los in Richtung Pazifik und genossen einen wunderbaren Tag.

Christchurch

Nach diesen unvergleichlichen Erlebnissen, die definitiv einen krönenden Abschluss einer unglaublichen Zeit bildeten, kamen wir dann in Christchurch an. Nachdem wir lange Zeit auf Campingplätzen gelebt hatten oder teilweise ganz in der Wildnis, hatten wir uns für die letzten Wochen ein AirBnb in Christchurch gemietet. Auch weil wir unser Heim, unser Auto, verkaufen mussten, bevor es wieder zurück nach Deutschland ging. Etwas komisch fühlte sich das alles schon an, nach so langer Zeit wieder in einem Haus zu schlafen immer mit dem Wissen, dass diese Reise bald zu Ende sein würde.
Aber wir ließen uns davon nicht abhalten auch Christchurch einiges an Aufmerksamkeit zukommen zu lassen. Wir zogen uns die Stadt rein. Im Stadtbild selbst sieht man natürlich an jeder Ecke die Überbleibsel des großen Erdbebens von 2011. Extreme Kräfte hatten die Stadt stark zerstört und die Schäden sahen wir auch sieben Jahre später noch an vielen Gebäuden.

Da unsere letzten drei Wochen gekommen waren und in Deutschland wieder der Ernst des Lebens auf uns warten würde genossen wir es einfach ein wenig in der Stadt zu sein. Wir unternahmen vergleichsweise wenig und machten sozusagen erst mal Urlaub. Das Wetter spielte mit uns wir konnten fast jeden Tag an einen der schönen Strände fahren. Sowohl Sumner Beach als auch Brighton Beach halten eine herrliche Promenade für den Besucher bereit und sehr weitläufige Sandstrände.
Auch besuchten wir die Art Gallery direkt am Hagley Park und das Canterbury Museum. Ich zeige hier keine Bilder aus den Museen, aber ich muss sagen, dass beide Ausstellungen absolut lohnenswert waren und wir echt einen super Tag hatten. Aber Kunst wird in Christchurch generell großgeschrieben. An jeder Ecke in der Innenstadt findet man kleine Details. Graffitis, Skulpturen, einfach jede Menge Dinge, die zum Nachdenken anregen und den Alltag verschönern. Wir hatten sogar das Glück, dass wir gerade zur Zeit des World Busker Festivals vor Ort waren. Somit konnten wir einige wirklich hervorragende Straßenkünstler in Aktion sehen.

Direkt neben an im Hagley Park lässt sich dann etwas Ruhe und Entspannung finden. Ein wundervoll angelegter Park lädt zum Spazierengehen ein und der Botanische Garten ist ebenfalls einen Blick wert.
Christchurch ist also definitiv eine Stadt zum Leben. Hier findet man Restaurants, Kunst und Geschichte, Musik, einige sehr nette Kneipen und wunderbare Strände.

Quail Island

Einen letzten Ausflug wollten wir noch machen, bevor wir Neuseeland verließen. Wir fuhren von Christchurch nach Lyttleton und nahmen ein Wassertaxi auf die kleine Insel Quail Island. Die Insel selbst befindet sich im großen Naturhafen und alten Vulkankrater Lyttleton Harbour und ist relativ schnell zu Fuß umrundet. Wegen der Nähe zu Christchurch wurde sie im späten 19. Jahrhundert als Quarantänestation genutzt, zuerst während einer Grippeepidemie dann als Leprakolonie. Heute ist es einfach schöner Ausflugsort. Und auch wir genossen die Sonne und wanderten einmal um die Insel.

Lyttleton

Nun war es soweit. Der letzte Abend rückte näher und wir waren schon sehr wehmütig. Am nächsten Tag sollten wir die Heimreise antreten und wir wollten noch ein letztes Mal auf den Pazifik schauen und ein leckeres kühles Bierchen genießen. Auf dem Weg nach Quail Island kamen wir schon nach Lyttleton, der kleinen Hafenstadt südöstlich von Christchurch. Der Hafen von Lyttleton dient als Seehafen von Christchurch und die Stadt schmiegt sich an die Port Hills. Wir gingen in die „Wunderbar“, die ehemals von deutschen Auswanderern eröffnet wurde. Das Besondere hier war die Außenterrasse mit Blick auf den Hafen. Letzter Drink, letzter Sonnenuntergang.

Nach einem Jahr im Paradies am anderen Ende der Welt waren wir uns sicher, dass wir wiederkommen wollen. Nach einer schier unzählbaren Fülle an unglaublichen Erfahrungen und berührenden Momenten, nach einigen Rückschlägen, Zeiten in denen wir Heimweh hatten oder krank waren oder finanzielle Sorgen hatten, blieb unterm Strich vor allem eine tiefe Liebe zu diesem Land und seinen Einwohnern. Natürlich hat auch die Art zu Reisen, die wir gewählt, hatten großen Anteil an dem was diese Reise mit uns gemacht hatte. Aber auch das Land uns einiges gelehrt und uns in den verschiedensten Bereichen eine neue Sicht auf die Dinge gezeigt. Nach einem Jahr ist für uns eines völlig klar: wir wären sau-gerne für immer geblieben.