Kapitel 4 – Coromandel & Hobbiton
Für das nächste Kapitel unserer Reise haben wir uns gleich mehrere Tage Zeit genommen. Die Coromandel Halbinsel stand auf dem Programm. Wir hatten uns drei Wanderungen im Coromandel Forest Park rausgesucht und wollten dann weiterfahren Richtung Cathedral Cove und die Halbinsel etwas erkunden. Von Hahei aus wo wir ein wenig am Hot Water Beach entspannten ging es dann nach Matamata, wo sich das Hobbingen Filmset befindet. Es erwarteten uns also wieder einige Highlights.
Tarawaere Dam Track
Am ersten Tag liefen wir den Tarawaere Dam Track. Der Hike ging schon gut los, als wir direkt am Anfang einen Fluss überqueren mussten. Da es unser erster Track in Neuseeland war, gingen wir erstmal etwas vorsichtig mit der Herausforderung um und fragten uns, ob wir die Wanderung überhaupt machen sollten, da es von Stein zu Stein ging und man teilweise auch ins Wasser treten musste. Nachdem wir aber dieses erste Hindernis gemeistert hatten ging es weiter in den Dschungel und wir mussten feststellen, dass wir die Chance erhalten würden uns im Überqueren von Flüssen zu üben. In der nächsten Stunde kreuzten wir den Fluss gefühlte zwanzig Mal. Zwischendurch ging es durch den Dschungel, durch etliche Spinnennetze und durchs Gebüsch und Unterholz über und unter umgestürzten Bäumen hindurch und bergauf und bergab. Nach guten drei Stunden waren wir wieder am Parkplatz und völlig erschöpft.
Kauri Walk
Am zweiten Tag sollte ein leichterer Track folgen, nur zwei Stunden. Dieser hatte es allerdings in sich. Es ging über insgesamt 685 Stufen an der steilen Flanke des Tals nach oben zu zwei uralten Kauri-Bäumen. Zwischendurch konnte man immer mal wieder einen Blick auf das Tal erhaschen. Ein wirklich schöner Track und unsere erste Idee zwei kurze Tracks an einem Tag zu kombinieren war im Nachhinein betrachtet doch ziemlich lächerlich.
The Pinnacle
Tag drei hielt einen wirklich besonderen Walk für uns bereit. The Pinnacle Track führt zum lokal höchsten Punkt der Coromandel Halbinsel und sollte uns an diesem sonnigen Tag eine wunderbare Sicht über die zerklüfteten Felsen bis hin zur Küste bieten. Die Wanderung war mit sechs Stunden und fünfzehn Minuten reiner Laufzeit als Tageswanderung angesetzt, dementsprechend machten wir uns relativ früh auf den Weg, stellten aber schnell fest, dass wir deutlich länger brauchen werden. Es begann gemütlich und seicht mit dem Aufstieg durch den Dschungel und wurde dann stetig steiler. Ich muss sagen, dass ich noch nie in meinem Leben so ins Schwitzen gekommen bin, wie beim intensiven Mittelteil dieser Wanderung. Und wie bei allem, was wir bisher erlebt haben, mussten wir feststellen, dass sich auch dies noch toppen ließ. Als wir dann an der Hütte kurz vor dem Gipfel angekommen waren, wurden wir schon mit einer brillanten Aussicht belohnt und durch ein Schild ermutigt, auf dem stand, dass wir nur noch eine Stunde vor uns hatten. Als wir mit letzter Kraft das Ende des Tracks auf der Spitze des Pinnacle erreichten, war klar, dass es all die Mühe wert gewesen war. Als wir nach dem Abstieg, nach ca. neun Stunden, wieder am Parkplatz ankamen, war klar, dass dies nicht der letzte Track für uns sein würde.
Hahei
Wir fuhren weiter auf die Coromandel Halbinsel, da natürlich die Cathedral Cove auf unserer großen Neuseeland-Liste stand. Hahei sollte unser Ziel sein für die Nacht, genauer noch ein kleines Weingut in der Nähe von Purangi. Dieses Weingut war ein wirklich schöner Ort. Mit Sofas und gemütlicher Atmosphäre, bunten Farben und einem extrem gemütlichen Garten ließ sich der Nachmittag hier sehr gut aushalten. Die Einrichtung wirkte etwas zusammengewürfelt, was sie erst so sympathisch und gemütlich machte. Ein wahrer Ort um sich willkommen und wohl zu fühlen. Auch die Besitzer passten hierher; extrem nett und sehr gastfreundlich, so dass wir die Zeit vergaßen und einen wunderbaren (vielleicht etwas zu langen Abend) mit ein paar anderen Gästen dort verbrachten. Später machten wir noch ein kleines Wein-Tasting mit und aßen hausgemachte Pizza frisch aus dem Holzofen.
Cathedral Cove
Am nächsten Morgen rafften wir uns dann auf, um den Sonnenaufgang an der Cathedral Cove zu beobachten und für schöne Erinnerungen abzulichten.
Wir waren ziemlich geschafft vom letzten Abend. Aber als wir die 45 Minuten vom Parkplatz zur Cathredal Cove im Dunkeln geschafft hatten und die Sonne endlich aufging, war die Aussicht einfach genial. Positiver Nebeneffekt war, um diese Zeit waren kaum Menschen am Strand, was vermutlich den ganzen restlichen Tag über anders aussieht. Schnell füllte sich der Strand und die Atmosphäre veränderte sich mehr und mehr, sodass wir uns letztendlich auf den Weg machten.
Hobbiton
Wenn man sich zumindest ansatzweise für die Herr der Ringe Filme interessiert oder ein wenig filmbegeistert ist, darf natürlich eine Station auf der Reise durch die Nordinsel nicht fehlen. Das Filmset Hobbiton, das man für die Herr der Ringe- und die Hobbit-Trilogie in der Nähe von Matamata aufgebaut hatte. Es ist schon sehr touristisch und wirklich sehr teuer, allerdings ist die Tour durch das Filmset auch sehr schön und man erhält eine Menge interessanter Zusatzinfos. Außerdem: Wann ist man schon mal wieder hier?
Das ganze Filmset ist wirklich mit sehr viel Detailverliebtheit errichtet worden. Viele Pflanzen und Bäume sind tatsächlich echte Pflanzen und werden das ganze Jahr über gepflegt, einige sind allerdings auch aus Plastik. Die großen Kürbisse, die die Hobbits so gerne ziehen, sind jedoch echt und werden von den Gärtnern mit besonders viel Aufmerksamkeit betreut, denn es gibt wohl einen jährlichen Wettstreit, wer den größten Kürbis züchten kann. Täglich arbeiten übrigens insgesamt über 100 Leute am Set, nur um dieses für die Touristen ansehnlich zu halten. Der Weg führt an verschieden großen Hobbit-Höhlen vorbei durch die Gärten bis hin zu Bilbos Zuhause: Beutelsend.
Die Höhlen sind verschieden groß, um die falsche Perspektive zu ermöglichen. Das ist ein Filmtrick, der Peter Jackson ermöglichte gleichzeitig einen großen Gandalf und kleine Hobbits im Film zu zeigen. Hinter den Türen befindet sich übrigens nur ein kleiner Raum, um das Eintreten zu ermöglichen. Alle Innenszenen wurden dann im Studio gedreht. Auch dort wurde das Innenset doppelt gebaut; einmal in groß und einmal in klein, um den Größenunterschied herzustellen. Wenn also Gandalf mit Bilbo in seinem Haus redet, waren die Schauspieler nicht am selben Set, sondern in zwei unterschiedlichen Studios.
Das ganze Gelände wurde übrigens mit Hilfe der neuseeländischen Armee trocken gelegt und aufgebaut. Peter Jackson fand daraufhin einen guten Weg die Hilfe der Armee zu würdigen und vergab die Rolle der Orkarmee an die Neuseeländische Armee.
Eine weitere Anekdote der Dreharbeiten war, dass man für die Bereiche der Sets ein Flugverbot erwirkt hatte, um das durchsickern von Informationen zu verhindern. Ein Helikopterpilot, der dieses Verbot ignorierte, wurde gefasst und ihm wurde daraufhin die Lizenz entzogen. Später stellte man allerdings dann fest, dass er der einzige Pilot in der Region war, der sich mit den lokalen Bedingungen sehr gut auskannte. Also stellte man ihn für die Dreharbeiten an.
Am Ende der Tour bekommt man noch ein Gratisgetränk im grünen Drachen und kann dort einen kurzen Moment die gemütliche Pub-Atmosphäre genießen. Was für ein schönes Dorf. Wäre man doch nur ein Hobbit.