Kapitel 8 – Tasman & Golden Bay

In den letzten Tagen des Sommers machten wir uns daran eine Landschaft zu erkunden, auf die wir uns ganz besonders gefreut hatten. Der Abel Tasman Nationalpark bietet einzigartige Buchten und karibische Sandstrände und unglaublich klares und Türkises Wasser. Wir starteten in Nelson und hangelten uns ein wenig die Küste entlang bis zum Farewell Spit. Insgesamt verbrachten wir eine recht lange Zeit in dieser Region, da es uns hier so gut gefallen hatte und wir hier die Möglichkeit fanden ein wenig Geld zu verdienen.

Motueka & Kaiteriteri

Motueka dürfte vielen Neuseelandreisenden ein Begriff sein. Es ist zwar eigentlich eine sehr kleine Stadt, aber durch seine Nähe zum Abel Tasman Nationalpark ist es definitiv der Startpunkt für einige schöne Touren. So auch für uns, aber darauf komme ich noch zurück. Die größten Wirtschaftszweige der Region sind Obstplantagen, Fisch und der Tourismus. Denn sowohl, ausländische als auch inländische Touristen schätzen die wunderschönen Strände dieser Gegend. Wir verbrachten einige Wochen in der Stadt, weil wir einen Job auf einer Obstplantage im nahe gelegenen Mapua fanden. In unser Freizeit genossen wir das Leben in Motueka und an den Stränden der Ausläufer des Abel Tasman Nationalparks.

Auch Nelson bot ein gutes Ziel für gelegentliche Ausflüge, zum Beispiel zum lokalen Farmer’s Markt, wo man eine breite Auswahl an guten Lebensmitteln oder alle Hand andere tolle Sachen kaufen konnte. Auch in die Richtung konnte man sich auf Rabbit Island sehr gut erholen und einfach mal das Leben genießen.

Abel Tasman Nationalpark

Nun sollte es also tatsächlich soweit sein. Wir wollten den Abel Tasman Nationalpark erkunden. Wir entschieden uns als erstes einen Tag auf See zu verbringen und mieteten uns dafür ein Kajak. Damit wollten wir die kleinen Buchten und Strände des Nationalparks erkunden. Schnell mussten wir feststellen, dass es etwas Anderes ist auf dem Meer zu paddeln, wo echte Wellen auf einen warteten. Für uns unerschrockene Seefahrer war dies nach ein wenig Übung aber kein Problem mehr. Wie wir uns es erhofft hatten, stellte sich die Tour als traumhaft heraus, Hinter jeder Ecke lag eine weitere Bucht, dessen Sandstrand noch goldener zu sein schien als der vorige und dessen Wasser noch klarer zu sein schien. Eine Mittagspause am Privatstrand hatte schon etwas. Der Tag hielt aber mit Adele Island noch eine kleine Insel für uns bereit, auf der wir zahlreiche Vögel beobachten konnten und munter planschende Seelöwen. Die Mütter räkelten sich genüsslich auf den Felsen in der Sonne, während der Nachwuchs vom Planschen nicht genug zu bekommen schien. Nach einem Tag in der Sonne und in den Buchten war klar, dass wir dieses Gebiet noch genauer erkunden mussten.

Es wurde Zeit für unseren ersten Great Walk, den Abel Tasman Coastal Track. Vier Tage sollten wir durch den Busch wandern und etliche Strände und Lagunen auf dem 45 Kilometer langen Stück von Totaranui bis nach Marahau erkunden. Der erste Tag war noch vergleichsweise kurz, hielt aber trotzdem am Ende, kurz vor dem Campingplatz in Awaroa, eine Herausforderung für uns bereit. Eine Flussmündung war zu überqueren und diese sollte man wirklich nur bei Ebbe machen, da wir schon bei Ebbe bis zum Knie im Wasser standen. Etwas unangenehm mit Zelt und Schlafsack und den Vorräten für weitere drei Tage auf dem Rücken. Aber wir meisterten die Querung und genossen einen wundervollen Abend nach einem anstrengenden Tag auf dem Track.

Der nächste Tag sollte der schwerste und längste der ganzen Tour werden, und dem war auch so. Blöderweise mussten wir früh aufstehen und hatten wenig Zeit für Pausen, da wir wieder eine Querung bei Ebbe erwischen mussten und vorher noch vier Stunden Laufen vor der Brust hatten. Nachdem wir dies geschafft hatten, fiel die Mittagspause am Strand etwas üppiger aus und wir genossen die Sonne und die Ruhe im Nationalpark. Weitere vier Stunden später erreichten wir unser Nachtlager in der Bark Bay. In der Bucht befindet sich eine Landzunge, mit Wasser zu beiden Seiten. Auf dieser Landzunge lag unser Campingplatz für die Nacht. In der traumhaften Lagune mussten wir nach der langen Wanderung erst mal ins Wasser springen. Beim Ausruhen, Essen, Karten spielen und Einschlafen ständig das Geräusch der nahen Wellen in den Ohren zu haben, macht dies vermutlich zu einem der schönsten Orte, um zu übernachten.

Tag drei war wieder etwas gemäßigter und führte uns nach Anchorage, eine etwas größere Bucht. Der letzter Abend auf dem Track und vielleicht die letzten Sommertage für uns. Am nächsten Tag ging es zurück nach Marahau. Es war die leichteste und doch eine anstrengende Tour. Die schwindenden Vorräte machten unsere Rucksäcke zum Glück etwas leichter.

Wir waren sehr froh als wir das Auto erreichten und kamen nicht umhin auf dem Weg zurück zum Motel eine ordentliche Portion Fish and Chips zu genießen. Alles in allem ein absolut empfehlenswerter Track, um den Nationalpark zu erkunden.

Mount Arthur

Ich kann mich nicht daran erinnern je besonders verrückt nach Wandern gewesen zu sein. Bevor wir nach Neuseeland kamen, definitiv kein Thema, dass mich sonderlich interessiert hätte. Motiviert durch die wirklich atemberaubenden Landschaften, die wir hier vorfanden allerdings schnell meine Lieblingsart zu Reisen bzw. zu Entdecken. Und oftmals auch die einzige Möglichkeit noch weiter vorzudringen und die wirklich schönen Orte dieser Erde zu sehen. Diese Erkenntnis einmal gewonnen, übte fast jeder Berg, den wir sahen eine magische Anziehungskraft auf mich aus. Das Bedürfnis den Gipfel zu erklimmen ließ mich immer die Strapazen des Aufstiegs vergessen. Da wir einige Wochen in der Nähe von Motueka verbrachten fühlte ich genau diese Anziehungskraft auch dort. An jedem sonnigen Tag, den wir auf der Obstplantage arbeiteten, sahen wir Mount Arthur. Und dann an einem weiteren Sommertag, der ganz besonders schönes Wetter versprach fuhren wir hoch zum Flora Car Park und machten uns auf den Weg Mount Arthur zu erklimmen.

Der Gipfel des Mount Arthur liegt bei 1795 Metern Höhe und sollte uns eine grandiose Aussicht über die komplette Tasman Bay und die Ausläufer des Kahurangi Nationalparks ermöglichen. Der Parkplatz liegt auf ca. 930 Meter Höhe und ist über eine nicht ganz einfach zu fahrende steile Straße von Motueka zu erreichen. Die Straße sollte wirklich nur bei gutem Wetter genutzt werden und dies mit großer Vorsicht. Nach dem wir diese erste Herausforderung gemeistert hatten ging es vom Parkplatz aus ein wenig durch den Wald. Hier findet sich auch ein Abzweig zum Lodestone, einem Nachbargipfel der seinen Namen aufgrund seiner geologischen Beschaffenheit trägt. Der Lodestone besteht zu großen Teilen aus Magnetit, einem leicht magnetischen Eisenoxid. Generell ist die Arthur Range um den Mount Arthur geologisch nicht uninteressant. Der Gebirgszug stammt aus dem Paläozoikum und ist damit selbst für ein Gebirge relativ alt. Wir wollten aber vor allem die schöne Landschaft genießen und konnten das auch mit großer Freude tun. Unser Pfad fand seinen Weg aus dem Wald und ging über Tussockgraslandschaft immer weiter die Flanke hinauf. Steigung ja, aber bis dahin ein einfacher und gut zu gehender Weg. Ungefähr das letzte Drittel führte dann über einen Grat auf den Gipfel und ging vor allem über Geröll mit Abgrund auf der einen Seite steil nach oben. Am Ende musste man sogar etwas mit allen Vieren arbeiten, allerdings bei Sonnenschein und trockenen Bedingungen mit Vorsicht auch ohne Bergsteigererfahrung machbar.

Als wir auf dem Gipfel standen war es wie immer magisch. Der Blick reichte von Takaka bis nach Nelson, wo man im Hintergrund schon die Marlborough Sounds sehen konnte und auf der anderen Seite die meist grünen Gipfel des Kahurangi Nationalparks. Unfassbar wie wunderbar das war. Wir fanden den Ort wo wir arbeiteten sahen den Abel Tasman Nationalpark, wo wir Kajak fahren waren und Motueka wo wir auch eine Zeit lang gewohnt hatten. Was allerdings absolut bahnbrechend war, war die Tatsache, dass wir Mount Taranakis weißen Gipfel auf der Nordinsel am Horizont erblicken konnten. Die Distanz zwischen beiden Gipfel beträgt fast 250 km. Wir waren hin und weg und machten eine sehr ausgedehnte Mittagspause, da es uns sehr schwer fiel diesen Ort wieder zu verlassen. Dieser Track hatte uns am Ende des Tages einiges abverlangt, und war trotzdem jeden Schritt wert gewesen.

Harewoods Hole

Auf dem Weg nach Takaka machten wir noch einen kleinen Stop auf dem Takaka Hill. Erst ging es durch eine gerade für Filmfans interessante Steppenlandschaft, denn hier wurden auch einige Szenen der Herr der Ringe – Trilogie gedreht. Danach tauchten wir einen in einen märchenhaften mystischen Wald. Ein kleiner Spaziergang durch den Wald führte uns zum Höhlenkrater Harewoods Hole. An der Kante stehend konnte man nur erahnen welches Ausmaß die Höhle haben musste. Der ungefähr 357 Meter tiefe Schacht ist nur der Eingang zu einem großen Höhlensystem was sich unter dem Takaka Hill erstreckt. Ein Traum für Höhlenkletterer, allerdings nichts für Anfänger.
Bevor man von Motueka aus zum Takaka Hill hoch fährt kann man einen Abzweig zu einer Quelle machen. Riwaka Source hält extrem klares und kaltes Wasser bereit. Die Quelle kommt einfach auf dem Gestein und wir fanden heraus, dass dieser Ort so viel tiefer als das Harewoods Hole ebenfalls mit dem gleichen Höhlensystem verbunden sein muss.

Takaka

Takaka ist wohl das gesellschaftliche Zentrum in der Golden Bay. Der kleine Ort entstand als Goldgräberstätte wurde aber seit den 60ern durch die alternative Szene geprägt. Und das merkt man auch, denn hier findet man eine Menge Künstler und Kunsthandwerker, es gibt jede Menge kleine Lädchen die alle etwas hippiesque anmuten und auch die Surferszene bestimmt das Bild. Ein guter Ort um die Zeit zu vergessen und die Sonne zu genießen.

Te Waikoropupu Springs

Von Takaka aus war es nicht weit zu den Te Waikoropupu Springs, kurz Pupu Springs. Dieser Ort ist ebenfalls eine Quelle und hat eine große religiöse Bedeutung für die Maori. Das Wasser was hier an die Oberfläche dringt ist wahnsinnig klar und hat eine wunderschöne Färbung. Eine weitere Besonderheit hier ist die extreme Menge an ausgestoßenem Wasser. Die Quellen produzieren geschätzte 14.000 Liter Wasser pro Sekunde. Zu schade, dass das Baden in diesem herrlich anmutenden Teich nicht gestattet ist, da es sich um einen heiligen Ort handelt. Aber dennoch hätten wir hier ewig verweilen können und dem klaren blauen See beim Sprudeln zusehen können.

Wainui Falls

Wir hatten uns für ein paar Tage in einer kleinen Hütte bei Tata Beach eingerichtet, um die Golden Bay zu erkunden. Von da aus machten wir einen kleinen Tagesausflug zu den Wainui Falls, einem Wasserfall auf halbem Weg nach Totaranui. Nach diesem relativ kurzen Abstecher entspannten wir den restlichen Tag am Strand in Totaranui, wo wir ja schon einmal waren, als wir den Abel Tasman Track starteten.

Wharariki Beach

Bevor wir uns weiter nach Süden aufmachten, fuhren wir erstmal zur obersten Spitze der Südinsel, zum Farewell Spit. Wharariki Beach, der Strand am Nordende der Insel, bot eine besondere Landschaft. Sehr feiner und sehr weißer Sand, das türkise Wasser der Tasman Sea und Klippen, an denen meterhohe Wellen zerschellten, stellten eine raue Kulisse. An diesem Tag war es zwar sehr sonnig, aber auch windig. Wir genossen den Tag an der See und ich nahm mir Zeit ein paar Fotos zu machen.
Als wir allerdings den nächsten Fels umrundet hatten, trafen wir auf diesen kleinen Freund. Noch jemand, der einem gepflegten Strandtag nicht abgeneigt war. Wundervoll anzusehen wie immer, jedoch sollte man immer einen gewissen Abstand halten; besser für die Tiere aber auch für einen selbst.
Als wir am Ende wieder den Parkplatz erreichten, warteten zwei Überraschungen auf uns. Zum einen sprang unser Auto nicht mehr an. Wir konnten dieses Problem glücklicherweise recht einfach mit einem Starterkabel lösen. Zum anderen trafen wir auf eine Familie von Pfauen, die ebenfalls die Sonne genießen zu schienen.